Enzephalitis durch Zeckenbiss (FSME)
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (oder Meningoenzephalitis durch Zecken oder Tick-Borne-Enzephalitis, FSME) ist eine akute Viruserkrankung des Zentralnervensystems.
Sie wird durch ein Arborvirus der Gattung Flavivirus (sehr ähnlich den Viren, die für Gelbfieber und Denguefieber verantwortlich sind) verursacht, das durch den Biss von Zecken der Gattung Ixodes auf den Menschen übertragen wird.
Übertragungswege
Die Übertragung auf den Menschen erfolgt hauptsächlich durch den Biss infizierter Zecken, aber auch durch den Verzehr infizierter Milchprodukte. Die Verbreitung und die saisonbedingte Inzidenz von FSME spiegeln die Biologie der Zecke wider (maximale Aktivität im Frühjahr-Sommer). Sowohl Larven als auch Nymphen und ausgewachsene Zecken können die Infektion übertragen. Die Zecke betäubt die Bissstelle mit ihrem Speichel und bleibt daher oft unbemerkt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht dokumentiert, ist jedoch nicht auszuschließen (zum Beispiel durch Bluttransfusionen).
Symptome und Komplikationen
Die Krankheit kann sowohl Erwachsene als auch Kinder befallen und wirkt sich sehr unterschiedlich aus. Die Inkubationszeit beträgt 4 - 28 Tage (durchschnittlich ca. 8 Tage nach dem Zeckenbiss). Bei 70 % der Fälle ist die Infektion asymptomatisch oder manifestiert sich mit geringfügigen Symptomen. Bei den restlichen 30 % beginnt das Krankheitsbild in einer ersten Phase 3 - 28 Tage nach dem Zeckenbiss mit grippeähnlichen Symptomen (hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen). Dann verschwindet das Fieber und die Symptome klingen in der Regel ohne Folgen ab. Bei 10 - 20 % dieser Fälle beginnt jedoch nach einem symptomfreien Intervall von 8 - 20 Tagen eine zweite Phase, die durch Anzeichen eines Befalls des zentralen Nervensystems gekennzeichnet ist (Gehirnentzündung, Lähmungserscheinungen).
Bei Kindern verläuft die Krankheit in der Regel milder. Die Sterblichkeitsrate beträgt durchschnittlich 1 - 5 %.
Auswirkungen auf die Bevölkerung
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine der Hauptursachen für Virusinfektionen des Zentralnervensystems in Mittel- und Nordeuropa. In den Jahren 1974 - 2003 gab es einen Anstieg der Fälle um 400 % und in den Jahren 1990 - 2007 wurden durchschnittlich 8.755 Fälle pro Jahr in 19 europäischen Ländern registriert. Endemische Gebiete sind Österreich, Deutschland, Schweden, Kroatien, Finnland, Norwegen, Ungarn, Slowenien, Polen, Teile der ehemaligen UdSSR, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die Verbreitung dehnt sich auch auf Vorstadtgebiete in Deutschland aus.
Darüber hinaus ist die Infektion nach wie vor in Nordchina und der Mongolei verbreitet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden jedes Jahr etwa 10 000 bis 12000 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis gemeldet, aber diese Zahl ist wahrscheinlich viel niedriger als die tatsächliche Gesamtzahl. Die meisten Infektionen sind auf Zeckenbisse bei Aktivitäten in Waldgebieten zurückzuführen.
In Italien nehmen die Infektionen zu und sind von 2 Fällen im Jahr 1992 auf 19 Fälle im Jahr 2002 angestiegen. Sie sind in den Provinzen Bozen, Trient (41 Fälle in den Jahren 1997 - 2006), Belluno und Görz endemisch.
Quellen / Bibliographie
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