Invasive Haemophilus-B-Erkrankungen

Das Bakterium Haemophilus Influenzae Typ B (Hib) verursacht vor allem bei Kindern unter 5 Jahren oft schwere Infektionen.

Hib führt in der Regel zu einer grippeähnlichen Erkrankung, die innerhalb weniger Tage abklingt. In einigen Fällen kann die Infektion jedoch schwere Folgen haben, die als invasive Formen bezeichnet werden.

Das Bakterium Haemophilus Influenzae weist eine Kapsel auf. Je nach Kapseltyp werden 6 verschiedene Arten von Haemophilus beschrieben, die mit A bis F bezeichnet werden. Hib ist für 95 % aller invasiven Formen von Haemophilus bei anfälligen Personen verantwortlich und eine Hauptursache für Infektionen, die vor allem bei Kindern tödlich verlaufen.

Übertragungswege

Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt, durch das Einatmen von Tröpfchen, die von Kranken und/oder Trägern mit Nasen-Rachen-Sekreten übertragen werden; seit der Einführung des Impfstoffs sind Träger seltener geworden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch findet am häufigsten in den Jahreszeiten Herbst und Frühling statt. Die Ansteckungsgefahr mit Hib ist begrenzt, jedoch können bei Gemeinschaften (Kindergärten, Schulen) kleine Epidemien auftreten.

Symptome und Komplikationen

Invasive Erkrankungen durch Hib können mehrere Organe betreffen. Die häufigsten Arten von invasiven Erkrankungen sind Meningitis, Epiglottitis, Lungenentzündung, Arthritis und Zellulitis.

  • Meningitis ist eine Infektion der Membranen, die das Gehirn bedecken. Es ist die häufigste invasive Hib-Erkrankung, die 50 % - 65 % der Fälle vor der Impfung ausmachte. Typische Symptome einer Meningitis sind Fieber, veränderter psychischer Zustand und Nackensteifheit. Die Mortalität der Hib-Meningitis beträgt auch bei geeigneter Antibiotikatherapie 2 % - 5 %. Geheilte können jedoch neurologische Folgen davontragen, die bei 15 % - 30 % der Patienten auftreten.
  • Epiglottitis ist eine Infektion des Kehlkopfdeckels, der Teil des Rachens, der den Kehlkopf beim Schlucken bedeckt und schützt. Epiglottitis ist gefährlich, da sie zu einer Atemwegsobstruktion mit Erstickungsgefahr führen kann.
  • Andere häufige Anzeichen der invasiven Erkrankung sind septische Arthritis (Infektion der Gelenke), Zellulite (eine schnell fortschreitende Infektion der Haut, die normalerweise Gesicht, Kopf oder Hals betrifft) und Lungenentzündung.
  • Osteomyelitis (Knocheninfektion) und Perikarditis (Infektion des Herzbeutels) sind weniger häufige Formen invasiver Erkrankungen.

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass Haemophilus Influenzae im Jahr 2000 weltweit 2-3 Millionen Fälle von invasiven Erkrankungen – vor allem Lungenentzündung und Meningitis – und 386.000 Todesfälle bei Kindern verursacht hat. Die Erkrankung an Hib wird weltweit beobachtet, es ist jedoch schwierig, ihr Ausmaß genau abzuschätzen, da die Krankheit nur durch rechtzeitige Durchführung von Laboruntersuchungen identifiziert werden kann. In Entwicklungs- und Industrieländern werden im Allgemeinen unterschiedliche Anzeichen von Haemophilus-B beobachtet; in ersteren äußert sich die Erkrankung an Hib in Infektionen der oberen Atemwege und Lungenentzündungen. In den Industrieländern hingegen trat die Erkrankung an Hib vor allem als Meningitis oder als Sepsis auf.

In den USA wurden vor der allgemeinen Impfung jährlich etwa 20.000 bis 25.000 Fälle von Meningitis durch Hib gemeldet. Die 1987 in den USA eingeführte Hib-Impfung führte zu einer drastischen Verringerung der Krankheitsfälle; nur zwei Jahre nach ihrer Einführung war die Krankheit fast verschwunden.

In Europa wurden 2010 nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) 2.044 Fälle von invasiven Haemophilus-influenzae-Erkrankungen gemeldet. In Italien existiert aufgrund der Schwere dieser Krankheit seit 1994 ein nationales Überwachungssystem für Meningitis, das vom Gesundheitsministerium eingerichtet und vom Istituto Superiore di Sanità (ISS) unter Beteiligung aller Regionen koordiniert wird. In unserem Land konnte seit der Einführung des HiB-Impfstoffs im Jahr 1995 ein allmählicher Rückgang der Erkrankungen an Hib verzeichnet werden: von 63 gemeldeten Fällen im Jahr 1998 auf 5 gemeldete Fälle im Jahr 2003. Die Inzidenz fiel von 5,5/100.00 Fällen pro Jahr auf 0,6/100.000 Fälle.

Diese bedeutenden Ergebnisse sind auf die hohe Durchimpfungsrate in unserem Land zurückzuführen. In Italien wurde 2012 nur ein Fall einer invasiven Erkrankung mit Todesfolge gemeldet.

Inzidenz invasiver Erkrankungen an Hib bei Kindern unter 5 Jahren in Italien

Klinischer Fall

Meningitis, Kind im Urlaub verstorben

Ancona, 25. Juli 2012 - Il Resto del Carlino

Die Tragödie: eine fatale Krankheit, am Dienstag der Tod. - ER HAT ES NICHT GESCHAFFT: Gestern Nachmittag starb der 5-Jährige, der am Freitagabend im Krankenhaus Salesi mit einer schweren Form bakterieller Meningitis eingeliefert worden war. Die Entzündung gewann schließlich die Oberhand. Der Tod trat auch aufgrund einer Vorerkrankung ein, an der der Junge bereits vor dem Krankenhausaufenthalt litt und die sein Immunsystem geschwächt hatte. Der Kleine war in ernstem Zustand in das Kinderkrankenhaus von Ancona eingeliefert worden, da er an einer Hib-Meningitis (Haemophilus influenzae Typ b) litt, einer bakteriellen Form, die häufiger bei Kindern unter 5 Jahren auftritt und sehr schwer behandelbar ist. Trotzdem taten die Ärzte ihr Möglichstes, um das Kind zu retten, dessen Zustand sich zunächst stabilisiert hatte. Gestern hingegen der tragische Epilog. Der Junge war am späten Freitagnachmittag im Salesi eingeliefert und sofort in die Intensivstation des Kinderkrankenhauses von Ancona verlegt worden...

Alessandra Pascucci (Il Resto del Carlino)


Foto 1: Infektiöse Zellulitis durch Haemophilus influenzae Typ b

Quellen / Bibliographie
  • Tancredi F, Tarallo L. La meningite batterica. Collana monografica Società Italiana Pediatria
  • Signorelli C. Igiene Epidemiologia Sanità Pubblica .Società Editrice Universo IV edizione 2008
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  • Bartolozzi G. Vaccini e vaccinazioni. Edizioni Masson Seconda edizione
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  • Ciofi degli Atti M.G. et al Le meningiti batteriche in Italia
  • David L et. Al. Manuale per il Controllo delle Malattie trasmissibili
  • Robert. A Hoekelman et al Pediatria
  • Protocollo per la sorveglianza nazionale delle malattie invasive da meningococco, pneumococco ed emofilo in Italia e scheda segnalazione
  • Steffen R et al,: Manuale di Medicina dei viaggi e salute dei viaggiatori
  • Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases, The Pink Book: Course Textbook, 12th Edition Second Printing (May 2012)