Keuchhusten

Keuchhusten ist eine durch das Bakterium Bordetella Pertussis verursachte Infektionskrankheit. Die Krankheit kann alle Altersgruppen treffen, jedoch vorwiegend Kinder unter 5 Jahren; Säuglinge unter 6 Monaten sind gefährdeter, an einer schweren Form von Keuchhusten zu erkranken.

Übertragungswege

Die Krankheit überträgt sich durch Speicheltröpfchen vom Kranken auf den anfälligen gesunden Menschen, die durch Husten, Niesen oder auch nur durch einfaches Sprechen freigesetzt werden. Der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir des Bakteriums, daher findet die Übertragung der Krankheit nur von Mensch zu Mensch statt.

Keuchhusten ist sehr ansteckend: Ein Keuchhustenkranker kann bis zu 90 % der Kontaktpersonen anstecken, die anfällig für die Infektion sind. Die Ansteckung kann ab dem Frühstadium der Erkrankung bis zu 3 Wochen oder länger nach Auftreten der typischen Hustenanfälle erfolgen.

Es gibt keine gesunden Träger von Keuchhustenerregern, also Menschen, die nicht krank sind, sondern das Bakterium in sich tragen und verbreiten, sondern nur atypisch oder asymptomatisch Erkrankte. Die Krankheit in asymptomatischer Form ist jedoch sehr selten, da bei einer gründlichen klinischen Untersuchung des Patienten auch die weniger spezifischen Symptome einer Infektion der Atemwege aufgedeckt werden können.

Der durch Infektion oder Impfung erworbene Schutz nimmt im Laufe der Jahre langsam ab; wer also an Keuchhusten erkrankt war oder als Kind geimpft wurde, könnte in der Pubertät oder im Erwachsenenalter nochmals erkranken, wenn auch in milderer und/oder atypischer Form. Gerade Jugendliche und Erwachsene mit dieser Erkrankung sind hauptverantwortlich für die Übertragung der Krankheit auf ungeimpfte oder teilweise geimpfte Säuglinge.

Symptome

Keuchhusten hat eine Inkubationszeit von 7 - 10 Tagen (durchschnittlich 4 - 21 Tage). Die unkomplizierte Form der Erkrankung dauert in der Regel 6 - 10 Wochen (durchschnittlich 7 Wochen) und weist in den verschiedenen Stadien unterschiedliche Symptome auf.

  • Das katarrhalische Stadium dauert etwa 1 -2 Wochen und beginnt mit erkältungsähnlichen Symptomen: laufende Nase, Niesen, Tränenfluss, gelegentlicher und mäßiger Husten. Nur sehr selten kommt es zu leichtem Fieber, häufig verläuft die Krankheit ganz ohne Fieber.
  • Im paroxysmalen/konvulsiven Stadium wird der Husten stärker. Diese Krankheitsphase ist durch unkontrollierbare Hustenanfälle gekennzeichnet, die mit den typischen „krampfartigen Hustenstößen“ und dem Ausstoß von sehr dichtem und zähflüssigem Schleim enden; manchmal folgen Hustenanfälle mit Erbrechen. Sehr kleine Kindern weisen oft keine typischen „keuchenden Hustenstöße“ auf, es kann jedoch zu Apnoe (Atemnot), Zyanose (bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten) und Erstickung kommen. Diese Phase dauert in der Regel 1 - 6 Wochen, kann aber auch länger als 10 Wochen andauern.
  • Die Heilung zeichnet sich in der Regel innerhalb von 4 Wochen ab und ist durch eine Abschwächung der Symptome und eine Verbesserung des Allgemeinzustandes des Patienten gekennzeichnet.

Abbildung 1. Hustenanfall bei einem an Keuchhusten erkrankten Säugling (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention).

Abbildung 2. Säugling in Behandlung wegen einer schweren Form von Keuchhusten (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention).

Komplikationen

Keuchhusten ist für Kinder unter einem Jahr sehr gefährlich, besonders im Alter von unter 6 Monaten: Oft treten schwerwiegende Komplikationen auf, die zu Behinderungen und dauerhaften Schäden führen können. Etwa die Hälfte der an Keuchhusten erkrankten Kinder unter 1 Jahr müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die häufigsten Komplikationen bei Kindern:

  • subkonjunktivale Blutungen und Nasenbluten aufgrund Hustenanfällen
  • Lungenentzündung und Bronchopneumonie, bedingt durch eine überlagerte bakterielle Infektion. Bei mehr als etwa 12 % Fällen
  • Mittelohrentzündungen, immer verursacht durch eine bakterielle Superinfektion
  • Apnoeanfälle in Zusammenhang mit dem Vorhandensein von dichtem Schleim in den Atemwegen und bei Hustenanfällen
  • Krämpfe und Enzephalopathie: Sie sind auf die verminderte Sauerstoffversorgung des Gehirns bei Hustenanfällen zurückzuführen, und auf die Wirkung des Keuchhustentoxins. Enzephalopathie ist die schwerwiegendste Komplikation; sie tritt bei 1 - 3 von 1000 Kindern auf und führt bei der Hälfte der Fälle zu Lähmungen, geistiger Behinderung und sonstigen dauerhaften neurologischen Störungen.

Weitere Komplikationen wie Pneumothorax, Subduralhämatom, Nabelbruch und Mastdarmvorfälle sind seltener auf heftige Hustenanfälle zurückführbar.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen sind mögliche Komplikationen in der Regel weniger schwerwiegend und erfordern nur in 5 % der Fälle einen Krankenhausaufenthalt. Beispiele:

  • Gewichtsverlust (33 %)
  • Blasenschwäche (28 %)
  • Rippenbruch infolge heftiger Hustenanfälle (4 %)

Keuchhusten ist durch eine hohe Mortalität gekennzeichnet: 5 Todesfälle pro 1000 Fälle betreffen fast ausschließlich Kinder im Alter bis zu einem Jahr (der Prozentsatz steigt, wenn die Krankheit im ersten Lebensmonat ausbricht). Die häufigste Todesursache ist die Lungenentzündung.

Bild 3. Kind mit subkonjunktivalen Blutungen und Blutergüssen im Gesicht, die durch heftige Hustenanfälle verursacht wurden (Quelle: Centers for Disease Control and Prevention).

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Die Pathologie ist endemisch (d.h. immer in der Gemeinschaft vorhanden) mit epidemischen Spitzen, die alle 3 - 5 Jahre auftreten. Die meisten Krankheitsfälle treten im Sommer-Herbst auf.

Im Jahr 2016 gab es weltweit fast 140.000 Fälle von Keuchhusten, von denen etwa 40.000 allein in Europa gemeldet wurden. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation verursachte die Krankheit im Jahr 2013 63.000 Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren, die meisten davon in Entwicklungsländern, in denen Impfungen weniger verbreitet sind.

In Italien hat die Einführung des Keuchhustenimpfstoffs zu einer deutlichen Verringerung der Krankheitsfälle und der durch die Krankheit verursachten Todesfälle geführt: Die Daten von 2010-2013 zeigen einen Rückgang der Krankheit um 97,6 %. Parallel zum Rückgang der Impfabdeckungen nimmt jedoch die Zahl der Kinder unter 1 Jahr, die wegen Keuchhusten ins Krankenhaus eingeliefert werden, zu.

Grafik 1. Entwicklung der Keuchhustenfälle in Europa und Italien von 1999 bis 2015 (Quelle: European Centre for Disease Prevention and Control).