Masern
Masern sind eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch ein Virus der Gattung Morbillivirus aus der Familie der Paramyxoviridae verursacht wird und eine Infektion hervorruft, die klinisch durch Fieber, Unwohlsein, Hautausschlag, Husten, Erkältungsymptome und Konjunktivitis gekennzeichnet ist.
Epidemiologie
Vor der Einführung des Impfstoffs im Jahr 1963 und der Verbreitung von Massenimpfungen traten alle 2-3 Jahre Epidemien auf, die weltweit schätzungsweise 2,6 Millionen Todesfälle pro Jahr verursachten.
Es wird geschätzt, dass die Masernimpfung zwischen 2000 und 2018 23,2 Millionen Todesfälle verhinderte und dass die durch Masern verursachten Todesfälle um 73 % von 536 000 im Jahr 2000 auf 142 000 im Jahr 2018 zurückgingen.
Auch in Europa war die Krankheit in der Zeit vor der Impfung endemisch [ständig in einer bestimmten Region oder Bevölkerung vorhanden], aber die Einführung des Impfstoffs hat ihre Verbreitung völlig verändert. Gegenwärtig sind Masern in den meisten europäischen Ländern nicht mehr endemisch, jedoch sind Ausbrüche aufgrund importierter Fälle nach wie vor häufig, insbesondere in Ländern mit Bevölkerungsgruppen, die ein niedriges Maß an Immunität aufweisen. Die Zahl der bestätigten Masernfälle lag seit 2001 in der Größenordnung von Tausenden, weil sich in verschiedenen Ländern in den letzten Jahren Herde entwickelt haben.
In Italien verlief die Masernerkrankung in den Jahren 1970 bis Ende der 90er Jahre zyklisch mit sehr hohen epidemischen Spitzen, die sich dann seit Anfang der 2000er Jahre dank der Zunahme der Impfungen verringert haben. Seit 1997 hat sich auch das Intervall zwischen einer Epidemie und der nächsten verlängert. Die Krankheit zirkuliert jedoch weiterhin in unserem Land und wir beobachten regelmäßig das Auftreten von Epidemien.
Im Februar 2013 wurde ein integriertes Überwachungssystem für Masern und Röteln, zwei Krankheiten mit ähnlichen Symptomen und gleichen Altersgruppen, eingerichtet, das von der Abteilung für Epidemiologie, Überwachung und mathematische Modelle der Abteilung für Infektionskrankheiten des Istituto Superiore di Sanità koordiniert wird. Seit seiner Einführung bis August 2021 hat das System 14.891 Meldungen über Masernerkrankungen erhalten: 74 % der gemeldeten Fälle wurden im Labor bestätigt, 12,8 % wurden als wahrscheinliche Fälle und 13,2 % als mögliche Fälle eingestuft. Seit seiner Einführung hat dieses System es ermöglicht, sporadische Fälle von Masern frühzeitig zu erkennen, die Inzidenz der Krankheit zu überwachen und die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu identifizieren.

Die Daten bezüglich 2020 zeigten einen Rückgang der Infektionszahlen, der vermutlich mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung von COVID-19 zusammenhängt. Tatsächlich wurden nur 103 Fälle registriert, verglichen mit 1.627 im Vorjahr. Der Impfstatus ist in 99 von 103 Fällen bekannt: 92 (93,0 %) waren zum Zeitpunkt der Infektion nicht geimpft, vier (4,0 %) hatten eine Einzeldosis des Impfstoffs erhalten, zwei (2,0 %) hatten zwei Dosen erhalten und ein Fall (1,0 %) erinnert sich nicht an die Anzahl der Dosen. Bei 26,2 % der Patienten (n=27) trat mindestens eine Komplikation auf. Die häufigste Komplikation war Hepatitis/erhöhte Transaminasen, gefolgt von Keratokonjunktivitis. In sechs Fällen (5,8 %) wurde eine Lungenentzündung gemeldet. 56,3 % der Fälle wurden ins Krankenhaus eingeliefert und weitere 16,5 % wandten sich an eine Notaufnahme. Angesichts des Pandemiebildes sollten die Daten nicht mit übermäßigem Optimismus gelesen werden, insbesondere wenn man sie mit dem historischen Trend vergleicht, der aus der folgenden Tabelle hervorgeht.

Übertragungswege
Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt und werden normalerweise durch direkten Kontakt und durch die Luft über die Nasen- und Rachensekrete übertragen. Es wird geschätzt, dass eine anfällige Person, die mit einer infizierten Person oder einer Infektionsquelle in Kontakt kommt, eine 90%ige Wahrscheinlichkeit hat, sich zu infizieren. Eine infizierte Person ist ab 4 Tage vor bis 4 Tage nach dem Auftreten des Hautausschlags ansteckend. Das einzige Reservoir des Virus ist der Mensch, daher kann es ausgerottet werden, wie zuvor die Pocken bei Menschen.
Anzeichen, Symptome und Komplikationen

Die Symptome treten in der Regel 10 - 12 Tage nach der Ansteckung auf. Anfangs ist die Krankheit nicht von einer Erkältung zu unterscheiden und ist durch verstopfte Nase, Husten, Fieber gekennzeichnet; die Augen sind gerötet und lichtempfindlich. Im weiteren Krankheitsverlauf, in der Regel zwischen dem dritten und siebten Tag, kann die Temperatur auf 39 - 41 ° C steigen und ein Hautausschlag [leuchtend roter Hautausschlag in verschiedenen Formen, das Symptom einiger Infektionskrankheiten] wird sichtbar, der 4 bis 7 Tage dauert. Der Ausschlag beginnt typischerweise im Gesicht und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus. Er kann auch mit weißen Punkten auf dem Zahnfleisch und auf der Innenseite der Wangen einhergehen.
Etwa 30 % der gemeldeten Masernfälle entwickeln eine oder mehrere Komplikationen. Diese treten am häufigsten bei Kindern unter 5 Jahren, bei Erwachsenen über 20 Jahren, bei Schwangeren und bei Personen mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems auf. Am häufigsten sind Durchfall (8 %), Mittelohrentzündung [Infektion eines Teils des Ohrs, der als „Mittelohr“ bezeichnet wird] (7-9 %) und Lungenentzündung (1-6 %). Zu den schwerwiegendsten Komplikationen gehören Blindheit, Enzephalitis [Gehirnentzündung], schwerer Durchfall und daraus resultierende Dehydratation, Ohrinfektionen und schwere Atemwegsinfektionen wie Lungenentzündung. Die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Masern werden durch Komplikationen verursacht.
Obwohl eine akute Enzephalitis in einem kleinen Prozentsatz der Fälle (1 von 1000) auftritt, führt sie in einigen Fällen zu dauerhaften neurologischen Schäden. Eine sehr seltene (1 von 100.000 Fällen), aber äußerst schwerwiegende Komplikation ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems, an der man in der Regel 4 bis 10 Jahre nach der Infektion erkrankt. SSPE verursacht kognitive Beeinträchtigungen, Krampfanfälle und motorische Anomalien und führt innerhalb von 1 - 3 Jahren zum Tod.
Vorbeugung
Die Immunisierung ist die einzige wirksame Maßnahme zur Vorbeugung von Masern. Der Masernimpfstoff – in der Regel in Kombination mit Mumps- und Rötelnimpfstoffen (MMR) – bewirkt eine ähnliche Immunantwort wie die Infektion: Das Immunsystem produziert Antikörper gegen das Virus und der Geimpfte ist somit vor der Krankheit geschützt, ohne sich jedoch dem Risiko schwerer Symptome, Komplikationen oder Folgen auszusetzen, wie dies bei einer Masernerkrankung der Fall wäre.
Die Masernimpfung hat sowohl eine direkte Wirkung, weil sie die geimpfte Person schützt, als auch eine indirekte Wirkung zugunsten der Allgemeinheit: die Übertragung des Virus wird unterbrochen.
Weitere Informationen zu Masernimpfstoffen finden Sie im entsprechenden Abschnitt unter diesem Link.
Behandlung
Es existiert keine spezifische Therapie gegen Masern, daher zielen die verfügbaren Behandlungen ausschließlich darauf ab, die Symptome zu lindern. Antibiotika sollten nur im Falle einer bakteriellen Superinfektion [einer bakteriellen Infektion, die sich zusammen mit anderen vorbestehenden Infektion manifestiert] angewendet werden. Für den Fall, dass die Erkrankung mit Durchfall einhergeht, muss viel Flüssigkeit verabreicht werden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Schwangerschaft
Eine Maserninfektion in der Schwangerschaft (sehr selten, dank der Impfung) ist mit einem erheblichen Anstieg des Risikos von Komplikationen für die Gesundheit der Mutter verbunden und kann, obwohl sie in den meisten Fällen den Fötus nicht schädigt (anders als zum Beispiel bei Röteln), den Verlauf der Schwangerschaft erheblich beeinflussen. Darüber hinaus kann es bei einer Infektion kurz vor der Geburt zu neonatalen Masern kommen, die mit einer signifikanten Mortalität und einem hohen Komplikationsrisiko verbunden sind.
Quellen / Bibliographie
- http://www.epicentro.iss.it
- http://www.msd-italia.it/altre/manuale/sez19/2652485.html
- http://www.levaccinazioni.it
- http://www.who.int/immunization_monitoring/data/data_subject/en/index.html
- Piano Nazionale di eliminazione del morbillo e della rosolia congenita (PNEMoRC) 2010-2015
- Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases, The Pink Book: Course Textbook, 12th Edition Second Printing (May 2012)