Infektionen durch Pneumokokken

Pneumokokken oder Streptococcus pneumoniae ist ein weit verbreitetes Bakterium, an dem vor allem bei Kindern unter 1 Jahr, Erwachsene über 65 Jahren und Menschen mit bestimmten Pathologien erkranken.

Es ist nicht ungewöhnlich, das Bakterium in den oberen Atemwegen (Nase und Rachen) von gesunden Kindern und Erwachsenen zu finden: Es wird geschätzt, dass 20 - 60 % der Kinder und 5 - 10 % der Erwachsenen Träger von Streptococcus pneumoniae sind. In den meisten Fällen weiß der Träger nicht, dass er den Keim beherbergt, da sich Pneumokokken bei Menschen mit intaktem Immunsystem in den Atemwegen festsetzen, ohne irgendwelche Störungen zu verursachen.

Es sind mehr als 90 verschiedene Arten (Serotypen) von Pneumokokken bekannt, die sich in der Art der Kapsel unterscheiden, aus der sie bestehen.

Übertragungsweg

Pneumokokken können leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden: Die Übertragung erfolgt durch die Luft mittels Speicheltröpfchen, die durch Niesen, Husten oder einfach durch Sprechen oder direkten Kontakt mit durch infizierten Speichel kontaminiertem Material freigesetzt werden.

Krankheitsfälle werden vor allem im Winter verzeichnet, wenn häufig Erkältungs- und Grippesyndrome auftreten, die den Ausbruch begünstigen. Die Infektionen sind sporadisch; Epidemien sind selten, können aber in kleinen Gemeinschaften wie Kindergärten, Schulen und anderen Institutionen ausbrechen.

Symptome und Komplikationen

Das Auftreten von Symptomen bei Pneumokokken-Trägern hängt mit Bedingungen zusammen, die die normale Funktion der Atemwegsschleimhaut beeinträchtigen, wie z. B. begleitende Virusinfektionen oder die Exposition gegenüber Reizstoffen (vor allem Zigarettenrauch) oder Krankheiten, die das Immunsystem schwächen.

Eine Infektion mit Pneumokokken manifestiert sich durch Otitis, Sinusitis oder Konjunktivitis. Wenn sich Keime im Blut oder in anderen Bereichen des Körpers vermehren, in denen sie normalerweise nicht vorhanden sind, können sie schwere Formen von Krankheiten hervorrufen, die als invasive bakterielle Erkrankungen bezeichnet werden. Diese sind:

  • Bakteriämie, aufgrund der Lokalisierung des Bakteriums im Blut; über das Blut können sich die Keime dann auf andere Stellen wie die Lunge, die Hirnhäute, die Knochen ausbreiten
  • Pneumonie: Lungenentzündung, die Menschen jeden Alters betreffen kann, sie ist bei älteren Menschen jedoch schwerwiegender und verläuft häufig tödlich
  • Meningitis: Dies ist eine Entzündung der Membranen (Meningen), die das Gehirn und das Rückenmark umgeben. Die Symptome einer Meningitis sind plötzliches Auftreten von Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteifheit, oft begleitet von anderen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Photophobie (Lichtempfindlichkeit des Auges) und verändertem psychischen Zustand. Bei Neugeborenen sind einige dieser Symptome nicht offensichtlich; Fieber, Krämpfe, ständiges Weinen, Reizbarkeit, Schläfrigkeit und Appetitlosigkeit können jedoch auftreten.
  • Osteomyelitis, eine Knochenmarkentzündung, die auch die Gelenke befallen kann.

Diese schweren Infektionsformen können bis zur Sepsis fortschreiten, die eine hohe Mortalitätsrate verzeichnet und durch einen verstreuten Bakterienbefall im Blut gekennzeichnet ist. Dies kann zu Beeinträchtigungen zahlreicher Organe bis hin zum septischen Schock führen.

Kinder, insbesondere im ersten Lebensjahr, und Erwachsene über 65 sind am stärksten gefährdet, eine schwere Infektion zu entwickeln. Als gefährdet gelten auch Menschen mit Immunschwächeerkrankungen und chronischen Krankheiten (wie Diabetes, Herzerkrankungen, Lebererkrankungen, Nierenversagen, Blutkrankheiten) und Menschen, denen die Milz entfernt wurde.

Schwere Formen der Pneumokokken-Infektion sind besonders beängstigend, wenn man bedenkt, dass Pneumokokken im Laufe der Zeit Resistenzen gegen einige häufig verabreichte Antibiotika entwickelt haben.

Auswirkungen auf die Bevölkerung

Pneumokokken sind Mikroorganismen, die am häufigsten für die akute Mittelohrentzündung von Kindern verantwortlich ist; die Pneumokokkeninfektion ist auch die Hauptursache für bakterielle Meningitis und bakterielle Lungenentzündung, mit der man sich an Orten anstecken kann, an denen viele Menschen versammelt sind (schätzungsweise 2/3 der Infektionsfälle).

Das in unserem Land aktive Überwachungssystem für invasive bakterielle Erkrankungen registrierte 2016 1462 Fälle von invasiven Erkrankungen durch Streptococcus pneumoniae, was fast 80 % aller gemeldeten Fälle entspricht. Im Vergleich zu den Vorjahren bestätigt sich ein steigender Trend, der hauptsächlich auf präzisere Diagnosen und eine größere Aufmerksamkeit bezüglich des Problems zurückführbar ist. Auch im Jahr 2016 wurde die höchste Inzidenz unter den über 65-Jährigen und bei Kindern im ersten Lebensjahr berichtet; das häufigste klinische Bild in jeder Altersgruppe war eine Sepsis/Bakteriämie, wenn auch in unterschiedlichen Anteilen.

Die neuesten europäischen Daten zeigen einen ähnlichen Verlauf der invasiven Pneumokokken-Erkrankung wie in Italien: 2014 gab es in Europa etwa 17.500 Fälle schwerer Pneumokokken-Infektionen. Die meisten davon traten bei Erwachsenen über 65 Jahren (13.8 Fälle von 100.000) und bei Kindern unter dem ersten Lebensjahr (11.3 Fälle von 100.000) auf.

Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichten von 14,5 Millionen Fällen schwerer Krankheiten weltweit und 735.000 Todesfällen pro Jahr bei HIV-negativen Kindern unter fünf Jahren. Invasive Infektionen sind auch die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern und Erwachsenen. Einige von der WHO bereitgestellte Daten in Bezug auf Europa und die Vereinigten Staaten führen 30 - 50 % der Lungenentzündungen, die aufgrund ihres schweren Verlaufs einen Krankenhausaufenthalt erfordern, auf Pneumokokken zurück; es wird angenommen, dass dieser Prozentsatz bei Kindern höher ist, da fast 80 % der Pneumokokken-Infektionen auf Lobärpneumonien zurückführen sind (bei denen die Entzündung des Lungengewebes ganze Lappen der Lunge betrifft).

Die Mortalität schwerer Pneumokokken-Infektionen kann bis zu 20 % betragen, wobei eine große Variabilität vor allem vom Alter der Person (sie nimmt mit zunehmendem Alter zu) und der Komorbidität (sie nimmt zu, wenn die Person an mehreren Krankheiten leidet) abhängt. Bezüglich der älteren Bevölkerung ist die durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung besonders besorgniserregend, da die Mortalität trotz Behandlung mit Antibiotika und Intensivtherapie Werte von 30 - 40 % erreichen kann. Was die Meningitis betrifft, so kann sie zu dauerhaften Behinderungen und in schweren Fällen zum Tod führen; die Sterblichkeit beträgt bei Erwachsenen 40 %, bei Kindern unter zwei Jahren etwa 1 - 3 %.

Trotz ihrer Schwere kann eine Pneumokokkeninfektion durch Impfung verhindert werden. Bei einer kürzlich durchgeführten Studie wurden Daten aus verschiedenen europäischen Ländern analysiert woraus folgte, dass die Aufnahme des Impfstoffs in die Impfprogramme bei Kindern unter 5 Jahren zu einer 55 %igen Verringerung schwerer Pneumokokken-Infektionen führte.

Lesen Sie das Informationsdokument zur PNEUMORISCHIO-App.